Freitag, 26. März 2010

Sports and the City — Albert Park (part 2)

Je nach Land geben dieselben Tiere verschiedene Laute von sich. Während der Hahn auf Deutsch "kikerikii" kräht, macht er auf Französisch "cocorico" und auf Englisch "cock-a-doodle-doo". Die "summ-summ"-Biene macht "bzzzzzz" und "buzz-buzz", der Hund "wau-wau", respektive "ouaf-oauf" und "woof-woof"; auf Spanisch sogar "guau-guau".

Autos machen auf Deutsch typischerweise "brumm-brumm", was sich aber nicht ganz mit dem Geräusch deckt, das seit Donnerstag Morgen 07:45 in unsere Wohnung dringt. Hier trifft die englische Variante besser, es ist nämlich "vrooom". Eigentlich sogar "vrooooooooooiiim". So tönen Formel-1-Motoren, wenn sie gehetzt werden. Obwohl gut zwei Kilometer von uns entfernt, kann man noch deutlich unterscheiden, ob nun gerade die Formel-1-Rennwagen oder die Super-V8 ihre Runden drehen. Für letztere ist "brumm-brumm" wiederum keine schlechte Umschreibung.

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal zu Fuss an ein Fomel-1-Rennen gehen könnte. Der Rennkurs ist für den aufmerksamen Leser dieses Blogs ein alter Bekannter. Mit gegen 300 km/h flitzen die Boliden um den Albert Lake.


Bereits vor sieben Wochen hat der Aufbau begonnen, und seit Dienstag ist der ganze Park fürs die Allgemeinheit gesperrt. So haben wir das wöchentliche Jogging ans Meer verlegt. Dort gibt's kein "vrooom", nur das "mih-mih-mih" der Möwen.

Weitere Beiträge zum Albert Park: Teil 3 (Fortsetzung), Teil 4

Dienstag, 23. März 2010

Auf Jobsuche (Teil 4 und Schluss)

Wie im Teil 3 beschrieben, erhält man von einem agent innerhalb von 48 Stunden einen Anruf, wenn er in der Bewerbung einen möglichen Kandidaten sieht. Die Anrufe laufen immer gleich ab:
  • Danke für Deine Bewerbung!
  • Kannst Du frei sprechen?
  • Hast Du ein paar Minuten Zeit?
Dann folgt eine Serie von Fragen, die allesamt im resume beantwortet wären, aber es scheint, dass der agent, wenn er beim Lesen des covering letters bei der Telefonnummer im abschliessenden Gruss angekommen ist und Potenzial sieht, sofort zum Telefon greift. Ab und zu haben sie im resume bereits den Namen des letzten Arbeitgebers gelesen und fragen, was das für eine Firma ist — auch das würde dort natürlich stehen. Aber ich nehme an, sie wollen einen einfach etwas sprechen hören. Die weitere Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem agent dürfte ziemlich gleich ablaufen wie in Europa.

Ist eine Stelle direkt von einer Firma ausgeschrieben, ist meistens ein Bewerbungsfrist angegeben, welche oft 30 Tage ist. Offenbar ist es nicht unüblich, dass hundert oder mehr Bewerbungen eingehen. Das Prozedere, wenn man in eine engere Auswahl kommt, ist sehr unterschiedlich. Bisher das interessanteste — wenn auch längste — ging so:
  1. Online-Test von 2 Std: Logisches Denken, Systematik in der Lösungsfindung, Bearbeiten von schwierigen Supportfällen, Programmieren.
  2. Interview: 40 Minuten Gespräch mit drei Personen, dann fast zwei Stunden Aufgaben lösen (im Dialog oder unter "Aufsicht" vorlösen und kommentieren).
  3. ? (so weit kam ich nicht)
Zum Online-Test wurden von den über hundert Bewerbern noch schätzungsweise ein Dutzend eingeladen, zum interview noch vier, und am Ende haben sie neu ausgeschrieben, weil keiner die Erwartungen vollständig erfüllte. Auch für eine andere Stelle gab's zwei interviews an zwei verschiedenen Tagen, ebenfalls mit konkreten technischen Problemstellungen.
Leider sind die meisten Stelleninserate für Festanstellungen. Zweimal war ich in der ganz engen Auswahl und bin dann wohl auch daran gescheitert, dass ich keine Zusage über den November hinaus machen konnte (sprachgeregelte Aussage) resp. machen wollte (Wahrheit).


Letzten Freitag habe ich nun einen Vertrag für drei Monate unterschrieben, der, wenn alles gut läuft, bis November verlängert wird. Das wäre natürlich ideal. Start ist am Osterdienstag. Da musste ich glatt noch ein paar neue Hemden kaufen!

Dienstag, 16. März 2010

Das falsche Williamstown

Wenn wir in Bern in einer Adresse "Postgasse" lesen, "Fischermätteli", "MZH Kaserne" oder "Stettlen", dann haben wir sofort eine ziemlich klare Vorstellung davon, wo das ungefähr liegt, und ob es z.B. für einen Schwatz bei Kaffee mit dem Velo innert nützlicher Frist erreichbar ist. In Melbourne mit gut 3.5 Mio. Einwohnern und einer Ausdehnung von sicher über 100 km2 ist das noch nicht immer ganz offensichtlich. "South Melbourne" ist nicht etwa im Süden, sondern gerade südlich des Zentrums; "Coburg" ist nicht in Deutschland, "Heidelberg" auch nicht; wo sind "Burwood", "Footscray", "CBD", "Moorabbin", "Elwood", "Brighton", "Williamstown", "Prahran"?— OK, letzteres war einfach.

Bereits der Gang zum Strassenverkehrsamt, VicRoads genannt, stellt einen vor eine schwierige Wahl aus über 40 Adressen:


Wer hier aufgewachsen ist weiss, was Melways ist und was das Country Directory. So orientieren wir uns halt an der Postleitzahl und nehmen an, dass, was wie Prahran mit 31 beginnt, auch nicht so weit weg sein kann. Es funktioniert natürlich nicht: Carlton mit 3056 macht am Ende das Rennen.

So sind die Google Maps zu unserem treuen Wegweiser in allen Lebenslagen geworden. Ein neues Restaurant? Der Caulfield-Race-Course? Das St.-Ali-Café? — No worries, mate! Google Maps wissen Bescheid. Einmal hat allein der Name eines Restaurants ganz ohne Ortsangabe gereicht, und Google Maps haben treffsicher den Punkt auf der Karte gezeigt. Und wenn man dann noch die "What's Around Here?"-Funktion einschaltet, dann kann man ausgehend von einer bestimmten Adresse (violett markiert) z.B. sofort sehen, welche Cafés es in der Umgebung gibt:


Und schliesslich kann man gleich abfragen, wie man dorthin kommt. Doch einmal, genau einmal, haben die Google Maps gewaltig daneben gehauen (Ausschnitt):


Das war unvermeidlich, weil es auf dem Globus eben mehr als ein Williamstown gibt. Google haben's mit Humor genommen, Position 47.

Mittwoch, 10. März 2010

Die Hausboote vom Lake Eildon

Der Lake Eildon ist ein verästelter, rundherum von Wald gesäumter Stausee ca. 140 km nordöstlich von Melbourne.


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Neben den üblichen Motels und Holiday Parks (sprich: gut ausgebaute Campingplätze), hat es auch zwei sehr schöne Busch-Campingplätze und einige Wanderwege mit Aussicht, was die Region ein ideales Wochenendziel für die Melbournians macht.


Wochenende bedeutet in Australien für viele Städter, den grossen Geländewagen vollzuladen, den Anhänger anzukuppeln und buchstäblich das Weite zu suchen. Es ist unglaublich, was an "Spielzeugen" durch die Gegend gefahren wird: Motocrossräder, Jet-Skis, Motorbote, Rennwagen, Wohnwagen, Heissluftballone, Wurststände, tuti quanti. Somit wird der Lake Eildon zum Tummelbecken der Motorboote, der Wasserskifahrer und Wake-Boarder.

Neben den normalen Motorbooten, die auf dem Trailer herangefahren und täglich aufs Neue eingewassert werden, gibt es noch eine neue Kategorie von motorisierten Booten, welcher ich bisher noch nie begegnet bin, die Hausboote. Sicher sind sie sehr zweckmässig und geräumig, sehen aber auch auf den zweiten Blick noch aus wie eine zersägte Zürisee-Autofähre.


Diese Hausboote sind entweder in Privatbesitz, als mobiles Wochenendhäuschen sozusagen, oder werden wochenweise vermietet. In Eildon selbst gibt es eine Agentur, die statt Häuschen Hausboote im Schaufenster feilbietet.


Man beachte den Preis! Ältere, einstöckige Modelle sind ab $140'000 zu haben. Die Boote werden in einer Werft in Eildon selbst hergestellt. Sie haben ziemlich einheitlich die Grösse 45x20 ft (13.7 x 6.1 m).


Die Konstruktion ist einfach: die Dinger schwimmen auf zwei Pontons und haben einen oder zwei Motoren. So tuckert man dann langsam von einer Bucht in die nächste – schnell geht nicht, weil sonst das Wohnzimmer geflutet wird.

Freitag, 5. März 2010

Auf Jobsuche (Teil 3)

Weitaus die meisten Stellenangebote auf der seek-Plattform werden von agencies eingestellt. Nachdem ich die ersten drei oder vier Bewerbungen abgeschickt hatte, wurde mir von kompetenter Seite eine wichtige Information zugetragen, die unter anderem auch erklärt, weshalb es für die IT so viele Anzeigen pro Tag gibt: Um ihren Stock an vermittelbaren Kandidaten zu erhöhen, stellen offenbar viele kleine Agenten Inserate ein, für die sie gar kein Mandat haben, d.h. für die es gar keine offene Stelle gibt. Wenn man also nach einer Bewerbung nicht innert 48 Stunden etwas höre, dann sei es ein fake gewesen.
Nach etwa zehn Bewerbungen kann ich dies plusminus bestätigen. Diese Inserate sind gleich professionell gemacht wie die "echten" und haben zum Ziel, dass sich Leute darauf bewerben und ihre Dossiers einschicken. Diese werden dann indexiert und in einer Datenbank abgelegt. Natürlich kriegt man eine automatische Empfangsbestätigung, aber passieren wird erst etwas, wenn der Agent von einer Firma einen Auftrag erhält, eine konkrete Stelle zu besetzen. Dann wird er mit diesem neuen Anforderungsprofil in seiner Datenbank suchen.  Ich lese seither die Anzeigen mit etwas anderen Augen und bewerbe mich nur dort, wo ich glaube, dass etwas dahinter ist.

Ein zweites Problem ist, dass alles — trotz Internet — so langsam geht. Stellenangebote bleiben oft 30 Tage offen, während denen meist gar nichts passiert. Und danach brauchen Firmen oder Agencies leicht nochmals zwei bis vier Wochen Zeit, um die Flut von Bewerbungen zu sichten. Deshalb sagt die automatische Eingangsbestätigung fast immer, "wenn Du bis dann-und-dann nichts von uns gehört hast, dann war es für diesmal nichts, aber vielleicht ja nächstesmal".

Trotzdem bin ich bis jetzt mindestens dreimal in der engeren Auswahl und habe andernorts zwei Absagen erhalten. Vielleicht ist das jetzt der Moment zu erzählen, wie ich zu meinem Arbeitsvisum kam. Als ABF Jeannine das Transfer-Angebot machte, wollten sie wissen, welche Bedingungen Jeannine denn stelle. Die erste Bedingung war, dass es grundsätzlich einfach ein attraktives Paket sein müsse, aber wir fanden, dass, wenn wir am Ende finanziell mit Null rauskommen, es das Abenteuer wert sei. Die zweite Bedingung war, dass ABF mir auch ein Arbeitsvisum beschafft. Das haben sie getan.

Die Beantragung der Visa lief über einen immigration agent in Australien, den ABF engagierte. Jeannine musste einiges an Formularen ausfüllen und u.a. ihre Sprachkenntnisse belegen — wie aus Vorahnung hatte sie 2007 und 2008 einen Zertifikat in Business English erworben. Ich musste lediglich ein Formular mit meinen Personalien ausfüllen und eine Passkopie einreichen. Sonst nichts, nicht einmal den Beruf musste ich angeben! Knapp drei Wochen später kam ein Email. Das war das Visum. Punkt und Schluss. Kein Stempel in den Pass, kein Papier.


Es ist allerdings ein sogn. spouse visa, ein Ehepartnervisum, das an dasjenige von Jeannine gebunden ist und, wie ihres, im Oktober 2010 ausläuft. Das ist jetzt natürlich bei der Jobsuche etwas ein Handicap, da die meisten interessanten Angebote für feste Stellen sind. So versuche ich bei der Bewerbung das Thema zu umschiffen, es dann aber beim interview (Bewerbungsgespräch) möglichst bald auf den Tisch zu bringen. Es wird mir dann jeweils sogleich versichert, dass ich mit meinen Qualifikationen ohne Weiteres ein residency-Visum erhalten könnte, aber das will ich halt eben nicht.

Mittwoch, 3. März 2010

Auf Jobsuche (Teil 2)

Eine Bewerbung (application) besteht — ausser wenn etwas anderes verlangt ist — immer aus zwei Teilen. Dem CV (curriculum vitae, welches hier in der Regel resume genannt wird) und dem Begleitbrief (covering letter).
Während man in den USA offenbar schon vor längerem zu bloss zweiseitigen CVs übergegangen ist, sind hier drei- oder vierseitige resumes durchaus üblich, resp. werden von jemand mit 18 Jahren Berufserfahrung geradezu erwartet. Das resume enthält neben Name und Kontaktdaten praktisch nur Angaben zu Ausbildung, beruflichem Werdegang und Karrierezielen, aber sehr wenig Persönliches (also eher ohne Geburtsdatum und Zivilstand, etc.). Ganz wichtig ist, dass man für alle bisherigen Stellen die achievements herausstellt, die grossartigen Taten also, die man für den Arbeitgeber erbracht hat.
Mittlerweile stecken in meinen vier Seiten mindestens zwei gute Tage Arbeit drin. Es war mir zudem wichtig, dass ich das CV mit gutem Gewissen meinen ehemaligen Arbeitskollegen zu lesen geben könnte :-)


Im covering letter wird die im Stellenangebot genannte Kontaktperson adressiert, und dann zeigt man auf, dass man hervorragend auf die im Inserat geforderten Qualifikationen passt. Zum Schluss bedankt man sich  for your consideration und gibt nochmals die Telefonnummer an (ich komme in einem zukünftigen Blog-Eintrag darauf zurück).


Ich war froh, dass ich meine ersten Entwürfe der Personalchefin von Jeannine zur Korrektur senden konnte. Sie gab mir zahlreiche wertvolle Hinweise und schlug Verbesserungen vor. Sie wiederholte, was ich zuvor schon gelesen hatte: man geht nicht nur im covering letter auf die ausgeschriebene Stelle ein, es ist gang und gäbe, dass sogar das resume ganz spezifisch "frisiert" wird. Das habe ich dann zuerst auch gemacht, aber nach etwa zwei Wochen wurde mir das zu viel, und ich habe das resume so überarbeitet und komplettiert, dass ich jetzt immer dieselbe Version schicke. Alles was recht ist!